Der Weg ist das Ziel. Oder: Das Leben lang unterwegs

Auf Facebook wurde mir heute dieses Bild gezeigt, welches ich vor genau zehn Jahren hochgeladen habe. Und es gab mir mehr als den gewöhnlichen: „Mann, schon wieder so lange her?“-Impuls. Es brachte mich zum Nachdenken. So vieles hat sich verändert, hab ich es auch? Oder bin ich noch immer auf der Suche? 

Vor zehn Jahren war mir kein Weg zu weit, kein Abenteuer zu groß. Ich nutzte jede Gelegenheit, die sich mir bot, das Leben „to the fullest“ zu leben. Gerade beim Reisen hatte ich das Gefühl, meinen Traum zu erfüllen.

Noch einfacher ist es, sich zu fragen, ob man tauschen will. Und die Antwort ist so einfach wie klar: nicht im Leben.

Gleichzeitig habe ich mich schon damals nach einer eigenen Familie gesehnt. Heute träume ich hin und wieder von meiner damaligen Freiheit, der vermeintlichen. Das ist das Gemeine an Vergleichen, man sieht meist nur das Positive an dem, was man gerade nicht hat oder ist und selten die weniger schönen Seiten. Wenn ich mich einmal sehr nach etwas sehne, frage ich mich, was ich dafür tun müsste, um es zu realisieren und ob es das wert wäre. Noch einfacher ist es, sich zu fragen, ob man tauschen will. Und die Antwort ist so einfach wie klar: nicht im Leben. Ich denke nicht, dass ich mich grundlegend verändert habe. Mein Leben hat sich verändert, die Umstände, die Prioritäten, meine Ziele und die bewegenden Momente sehen anders aus. Aber damals wie heute bin ich unterwegs und auf der Suche. Physisch und seelisch angekommen, aber dennoch auf dem Weg. Auf dem Weg zu der Frau/ Ehefrau/ Mama/ Fotografin, die ich gerne wäre. Nicht sicher, dass ich jemals dort ankomme. Aber ich glaube, darum gehts gar nicht.

Meine Tochter wollte heute einen Würfel basteln. Es war in einer Zeitschrift für ein Spiel vorgesehen. Ich habe ihr mitgeteilt, dass es doch sinnlos ist, weil wir richtige Würfel im Haus haben, die dann eh viel besser funktionieren. Sie war enttäuscht und hat ihren Papa gefragt, ob er ihr helfen könne. Er hat sie ausschneiden lassen und ihr geduldig erklärt, an welchen Kanten sie knicken muss. Dann haben sie die ersten Seiten geklebt und sie hat selbst erfahren können, wie aus dem flachen Blatt etwas Plastisches entsteht. Und während die Beiden völlig vertieft ins Falten auf dem Sofa saßen, hab ich es plötzlich auch verstanden: es geht überhaupt nicht darum, ob ein krummer Papierwürfel am Ende immer die gleiche Zahl würfelt, sondern um die Zeit, die wir uns nehmen, gemeinsam mit unseren Kindern die Dinge zu erfahren. Der Akt an sich ist viel wichtiger als das Ergebnis. Der Weg ist das Ziel!

© Lena Wandinger Photography